St. Jakobus
Grimmen
Unsere Gottesdienste
Zur Geschichte
Das Gutsherrenland Pommern war kirchlich durch die Reformation geprägt. Als die Industrie der Landarbeiter in die Großstädte zog, wurden sie durch polnische Saisonarbeiter, die sog. Schnitter, besonders in der Erntezeit ersetzt. Diese waren in der Region besonders fremd: durch ihre Sprache und ihre Konfession. Sie durften deutsche (protestantische) Kirchen nicht betreten. Vielerorts und auch in Grimmen kam es daher zum Bau von Schnitterkirchen. Das dafür nutzbare Grundstück entspricht dem heutigen der Kirche St. Jakobus, lag damals aber außerhalb der Stadt. Durch die Nähe zum Bahnhof und das damals vorhandene ausgebaute Kleinbahnnetz war die Kirche trotzdem auch aus der Region gut erreichbar.
1926 bekam die Gemeinde mit Hugo Makosch ihren ersten Pfarrer. Unter seiner Leitung konnte 1926 die Kapelle und das Missionshaus erbaut werden. Mit dem heiligen Jakobus wurde einer der zwölf Apostel Jesu als Patron bestimmt. Im Mittelalter soll auf dem Gelände eine Kapelle St. Jakobus gestanden haben, „extra mures oppidi Grimmen“ (außerhalb der Mauern der Stadt Grimmen), wie es in einem Schreiben von 1494 heißt. Das kann als Hinweis dafür verstanden werden, dass damals ein Pilgerweg vom Baltikum aus Richtung Santiago de Compostela, d.h. der Jakobsweg durch Grimmen führte.
Der Architekt der Kirche ist Carl Kühn, der im Bistum Berlin viele Kirchen seiner Zeit geplant hat. Den Bau ausgeführt hat die Grimmener Firma Arthur Höhne. Zur Grundsteinlegnung reiste Prälat Steinmann aus Stettin an. Die Benedizierung war am 28. November 1926. Das Gebäude stellt eine Verbindung von Kirche und Wohnhaus da. Die Halle wird an der Ostseite von einem Pfeilergang durchbrochen. Nach Norden wird der Raum durch einen Hochaltar abgeschlossen.
1936 wurde die vormalige Filialkirche (Lokalie) zur eigenständigen Kuratie. 1953 wurde in Tribsees eine Tochtergemeinde gegründet. 1956 konnte das Stallgebäude auf dem Grundstück durch den Grimmener Baumeister Hans Gröger zum Gemeinderaum umfunktioniert werden.
Die bleiverglasten bunten Fenster wurden 1941 eingebaut. Der Entwurf stammt von Egbert Lammers aus Berlin, die Ausführung leistete die Berliner Firma A. Wagner. Die Fenster stellen in neun Bildern das Glaubensbekenntnis da. Das Fenster im Vorraum stellt Jakobus Major (der Ältere) Schutzpatron unserer Kirche da.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde St. Jakobus geistiger Zufluchtsort für die Flüchtlinge und Vertriebenen, die der Krieg und seine Folgen zu Tausenden nach Grimmen und Umgebung geworfen hatte. Die Kirche hatte einen wesentlichen Anteil daran, dass die Entwurzelten Mut und Neubeginn fanden. Sie durften zum ersten Mal Heimat für die Menschen werden, die sich nun als Grimmener empfanden. Machten zur Gründung vornehmlich die Schnitter und einige wenige Einheimische die Gemeindemitglieder aus, so waren es nun die Vertriebenen aus dem Ermland, aus Schneidemühl und dem Sudetenland. Damals lebten auf dem Gemeindegebiet Grimmen-Tribsees etwa 5000 Katholiken.
1950 wurde Pater Johannes Burzinski SCJ, ein Dehonianer (Gemeinschaft der Herz-Jesu-Priester) die Gemeinde übertragen. Er sollte 40 Jahre Pfarrer in Grimmen bleiben und prägte die Gemeinde damit nachhaltig. Nach der Wende wurde der Pilgerweg, der vom Baltikum aus über Grimmen bis nach Spanien, nämlich nach Santiago de Compostela, geführt hat, wieder belebt, und die Jakobsmuschel ist heute an vielen Stellen der Stadt Grimmen zu sehen. 1990 wurde kurzzeitig Norbert Kliem Pfarrer, doch ab 1992 war der Demminer Pfarrer für die Kuratie mitzuständig. 2004 erfolgte der formale Zusammenschluss mit der Demminer Pfarrei Maria Rosenkranzkönigin. Mit der Strukturreform „Wo Glauben Raum gewinnt“ wurde diese Pfarrei zu einer der drei Gemeinden in der Großpfarrei St. Bernhard Stralsund-Rügen-Demmin.