Geschichte der katholischen Kirchenmusik in Stralsund
Die erste musikalische Veranstaltung in einem Gottesdienst findet sich im Jahr 1809: Pfarrer Wendelin Zink kaufte in der Gründungsphase unserer Gemeinde von einem Kantor von Rügen ein Orgelpositiv. Im Ostergottesdienst am 2. April 1809 wurde dieses durch den Organisten der St. Marienkirche zum 1. Mal gespielt. Im Laufe seiner 37-jährigen Amtszeit ließ Pfr. Zink immer wieder sog. figurierte, also musikalisch ausgeschmückte Messen – besonders zu Festtagen von Musikliebhabern und zum Teil mit Sängern vom Theater.
Zu Pfingsten 1812 dirigierte beispielsweise der durchreisende italienische Virtuose A. Ruffati eine Messe von Lamboni. Zu Fronleichnam 1839 erklang Michael Haydens Messe „Hier liegt vor deiner Majestät“. Einen eigenen Kirchenchor gab es noch nicht: Die Gemeinde bestand aus höchstens 200 Gläubigen, davon bis zu 150 Soldaten. Stattdessen wurden Musiker der Stralsunder Musik- und Gesangsvereine verpflichtet, hinzu kamen die Theatersolisten und durchreisende Künstler.
Im Jahre 1834 wurde das Orgelpositiv durch einen Orgelneubau des Berliner Orgelbaumeisters Carl August Buchholz ersetzt. Pfr. Zink predigte anlässlich der Orgelweihe am 17. September 1834 eine Stunde lang über den Text „Laudate Dominum in ordis et organo“ (Lobet den Herrn mit den Chören und der Orgel). Dazu erklang eine Mozartmesse mit Solisten.
1913 ersetzte eine Orgel der Stettiner Werkstatt Grüneberg die Buchholzorgel. Sie wurde bis zum Umbau der Kirche im Jahre 1966 bespielt. Am 29. Dezember 1974 wurde mit einem Eröffnungskonzert mit Kirchenmusikdirektor Dietrich Wilhelm Prost die neue Sauer-Orgel eingeweiht.
Seit 1812 gibt es Organisten in der Stralsunder Gemeinde. Sie waren in der Regel gleichzeitig auch Lehrer und versahen den Küsterdienst. Erst 1920 wird der Küster von der Lehrerstelle und 1933 vom Organistenamt offiziell getrennt. Von 1919-1932 wirkte Joseph Dobroschki, anschließend Wilhelm Weichselbaum. Nachdem letzterer 1939 eingezogen wurde, übernahm Sr. Wiborada von der Kongregation der Trebnitzer Borromäerinnen den Orgeldienst. Nach ihrer zwischenzeitlichen Verpflichtung 1943 nach Kolberg übernimmt sie nach ihrer Rückkehr von 1944 bis 1959 wieder den Dienst als Organistin. Anschließend bespielt Max Heina die Orgel bis zu seinem Tod 1965. Renate Heina übernimmt stattdessen diesen Dienst 1966 und wirkt 50 Jahre, bis Ende 2016. In St. Josef und in Richtenberg spielt ihr Ehemann Josef Heina seit 1960 bis heute die Orgel zu den Gottesdiensten. Unterstützt wurden die Organisten von 1998-2000 durch Jochen Schubert und 2007-2010 durch Thomas Kaiser.
1976 bis 1982 leitete Renate Heina die Männerschola, anschließend übernahm Peter Sitte. Ein Instrumentalkreis wurde zur musikalischen Umrahmung von Festgottesdiensten 1982 unter der Leitung von Joseph Haina und Bernhard Hammer gegründet und bestand bis 1989.
Joseph Dobroschki gründete während seiner Amtszeit als Kirchenmusiker 1919-1932 den ersten katholischen Kirchenchor in Stralsund. Nachdem Sr. Wiborada 1949 in ihr Görlitzer Mutterhaus zurückging, gab es einige Jahrzehnte lang keinen Chor mehr. Unter der Initiative von Thomas Schmittenbecher, damals Kapellmeister am Theater, wurde der Kirchenchor am 22. Februar 1996 erneut gegründet. 1999 übernahm der hauptamtliche Kantor Jochen Schubert, von 2002-2003 war Frau Riedel Chorleiterin. Peter Sitte leitete den Chor im Anschluss bis 2007 ehrenamtlich, danach übernahm Thomas Kaiser. Der 75. Geburtstag von Pfr. Janiszewski 2011 war Anlass für ein Großprojekt mit einem Projektchor, den Sigrid Hammer mit Unterstützung ihres Ehemanns Bernhard leitete. Die anspruchsvollen und festlichen Chorleistungen trugenn zur Bereicherung der Gottesdienste bei. Sigrid Hammer leitete den Kirchenchor von 2011 bis ins Frühjahr 2020 ehrenamtlich.