13/05/2025 0 Kommentare
Ohlsdorf – Friedhof & Mehr
Ohlsdorf – Friedhof & Mehr
# Lazarus-Dienste Stralsund

Ohlsdorf – Friedhof & Mehr
Reisen bildet. Unter dieser Prämisse hatten der Hospizdienst der Caritas Stralsund und der Lazarus Dienst unserer Gemeinde Hl. Dreifaltigkeit zu einer Tagesreise nach Hamburg eingeladen. Die Reise war für alle Gemeindemitglieder offen, es konnten auch Freunde und Bekannte daran teilnehmen. Am 10.05.25 starteten fast 20 Personen mit dem „Stralsunder“ Möller Bus. Ziel war der Friedhof in Hamburg Ohlsdorf und nicht wie vielleicht mancher denken würde die Hamburger „Hafentage“, die auch gerade stattfanden.

Der Ohlsdorfer Friedhof ist der größte Parkfriedhof der Welt, mit fast 400 Hektar Hamburgs größte Grünanlage, dazu Erholungsraum und Kulturdenkmal zugleich. Wegen seiner historischen Grabstätten, imposanten Kapellen, Skulpturen aus verschiedensten Epochen und natürlich der beeindruckenden Gartenarchitektur, einfach ein Gesamtkunstwerk.
Wir wurden vor Ort von einem guten Freund unseres Gemeindemitglieds Marlis Klüß, von Herrn Franz Josef Krause empfangen. Schon jetzt einmal ein ganz herzliches Dankeschön für die hervorragende und spezielle Führung.
Die Geschichte des Friedhofs beginnt 1873, die Bürgerschaft beschließt die Einrichtung eines „Centralfriedhofs“ für alle Konfessionen in der Stadt. Zwei Friedhofsdirektoren waren maßgeblich daran besonders beteiligt. Zum einen der erste Direktor Wilhelm Cordes und sein Nachfolger Otto Linne.
Diesen Friedhof kann man nicht in einem Besuch kennenlernen! Unser Führer machte nach einer kurzen Einleitung zum Gesamtensemble, eine individuell auf uns zugeschnittene Führung. Also es gibt auf dem Friedhof natürlich, Einzelgräber, dann einen Ruheforst, Baumgräber, Wildblumengarten, Wasserurnenbestattung, ein Ufer der Erinnerung, eine Krypta, Mausoleen, mehrere Kolumbarien, im Charme der 20iger Jahre Gräber umschlossen mit einer Klinkermauer, ebenso Gräber mit eisernem Zaun umgeben, dem „Schlossertor“. Ich könnte noch vieles mehr aufzählen.

Unsere erste Station war am schlichten Grab von Wolfgang Borchert (1921- 1947). Einigen als Schriftsteller bekannt schrieb…
aber in Ohlsdorf – da schwatzen die Toten, die unsterblichen Toten, vom unsterblichen Leben! Denn die Toten vergessen das Leben nicht – und sie können die Stadt, ihre Stadt, nicht vergessen!
Es gab noch einige andere Gräberstationen, jede für sich einzigartig und auch erwähnenswert. Für mich war die Erzählung unseres Führers am Grab eines einundzwanzig Jahre alten Leutnants im ersten Weltkrieg beeindruckend. Seine Mutter ließ ihm ein Denkmal setzen, darauf stand:
„Für das Vaterland sterben heißt im Andenken der Menschen ewig Leben“
Etwa zur gleichen Zeit fiel der achtzehnjährige Sohn des englischen Schriftstellers Rudyard Kipling in einer Schlacht bei Loos. Kipling noch heute als Autor des Dschungelbuches unvergessen. Er setzte auf den Grabstein seines Sohnes ganz andere Worte:
„Wenn es Fragen gibt, warum wir starben, sagt ihnen, weil unsere Väter gelogen haben“

Mit den Berichten über die von uns besuchten Gräber könnte ich noch Seiten füllen. Schon jetzt die Einladung an alle beim nächsten Mal mit dabei zu sein, denn wir sind so beeindruckt, dass wir diesen Besuch bestimmt wiederholen werden. Eventuell dann nicht unbedingt mit dem Hauptaugenmerk auf die Grabanlagen, es gibt auf der Anlage so viel Bäume, Sträucher, Natur, Vögel und Kleintiere, dass auch solch eine Führung ein Erlebnis werden kann. Auch ein Wandern von Grab zu Grab, der auf diesem Friedhof begrabenen Persönlichkeiten ist sicher ein Highlight.

Wir beenden unsere Führung im sogenannten „Garten der Frauen“. Er ist noch gar nicht so alt, wurde 2001 eröffnet. Ein Garten, der lebt, der sich ständig verändert. Es gibt bereits elf Elemente, die diesen in sich geschlossenen Garten ausmachen. Erstens sind da die historischen Grabsteine berühmter Frauen, eine Erinnerungssäule, der Gedenkglaswürfel für die verstorbenen Säuglinge und Kleinkinder von Zwangsarbeiterinnen, die Märchenbank mit Gedichten über Leben und Tod und noch vieles mehr. Doch das sollte man selbst entdecken.
Zum Schluss möchte ich unseren Friedhofsführer zitieren ,der mit den Worten endete:
„Der Parkfriedhof Ohlsdorf ist ein Geschenk der Verstorbenen an uns. Wir sollten es annehmen und einmal dort hin gehen, bevor wir selbst zu Schenkenden werden. Das gilt auch für andere Friedhöfe.
Roland Steinfurth
Hospiz und Lazarus Dienst Stralsund

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