
28/07/2025 0 Kommentare
Maria Meeresstern - meine Erfahrungen
Maria Meeresstern - meine Erfahrungen
# Tourismuspastoral

Maria Meeresstern - meine Erfahrungen
Das Heiligtum unserer Lieben Frau vom Boot, das Santuario Virgen de la barca in Muxia (am Ende vom Ende der Welt) ist eine meiner Lieblingskirchen. Nicht zuletzt ihrer Lage wegen: Wie ein Fels liegt diese Kirche an der schroffen Küste, auf Felsen gegründet, von tosendem Wind und Wellen umgeben, wo Land und Ozean aufeinandertreffen- dahinter liegt die Weite des Meeres und irgendwo New York.
An diesem Ort soll die Heilige Jungfrau auf einem Schiff erschienen sein. Wer zu dieser Wallfahrtskirche kommt, hat einen Grund: Dankbarkeit, Fürbitten, noch einmal den Ozean atmen am Ende einer großen Pilgerreise.
Wer würden die Menschen sein, die zur offenen Kirche Maria Meeresstern am Hochufer von Sellin, die ich im Juli für zwei Wochen betreuen durfte, kommen? Auf jeden Fall würden sie meine Liebe zum Meer, zur Insel und zu Fischbrötchen teilen. Im Gegensatz zu Muxia blickt man in Sellin nicht nur durch Gitterstäbe ins Kirchenschiff, sondern kann am Nachmittag hereinkommen, sich die Kirche anschauen, Stille und Meditationsmusik genießen, beten und sich mit lieben Freiwilligen unterhalten, die die offene Kirche betreuen. Viele kommen aus Neugier und staunen dann doch,was es dort zu sehen gibt: Den hölzernen Marienaltar, die schöne Beleuchtung, Infos über die Pilgerwege, die Tourismuspastoral und den Afrikakreis. So mancher unterstützt das Ganze großherzig, was ich überhaupt nicht selbstverständlich finde und auch nicht damit gerechnet hätte. („Kannste nen Fuffi wechseln? Ich möchte 30,- für Afrika spenden.“)
Zum Schluss kleben die Besucher gerne einen Punkt auf die Karte an ihren Herkunftsort und sind fast enttäuscht, wenn ich noch nicht von jedem kleinen Ort zwischen Emden und Salzburg gehört habe – ich kann ja nur dazulernen.
Auf dem Weg Richtung Südstrand kommen viele direkt an der Kirche vorbei und werden aufmerksam. „Was gibt’s denn hier bei Ihnen?“ „Tasse Kaffee und ne schöne Kirche zum Angucken.“ Pärchen blicken einander fragend an und beschließen, einen Blick zu riskieren.
„Wunderschön und stimmungsvoll“, sagen die Damen.
„Ist die Kirche katholisch oder evangelisch ?“ fragen die Herren.
„Katholisch“, sage ich.
„Und dann ist einfach so offen?“
„Ja, damit die Urlauber hier mal reinschauen und verweilen können, auch wenn gerade kein Gottesdienst stattfindet“, antworte ich.
„Ich geh ja eigentlich gar nicht in die Kirche“, erzählen viele.
„Immerhin sind Sie heute reingekommen.“
„Mit Kaffee ist das was anderes.“
„Stimmt.Ohne Kaffee würde auch keiner zu Starbucks gehen und hier ist Starbucks für die Seele.“
Es gibt zwar nur 'coffee to stay' hier in der Kirche, mit W-Lan ist auch nicht zu rechnen, aber es bietet einen Raum für Begegnung mit Gott und der Welt, den es so nicht in jedem Urlaubsort gibt.
Die Starbucks-Analogie zeigt aber auch: Früher globaler Branchenriese mit Alleinstellungsmerkmal und Filialen in Top-Lage. Heute gibt es an jeder Ecke gute und teure Konkurrenz, die Filialen schließen wieder, Skandale häufen sich und ob man dort noch Kunde ist, das Ganze boykottiert oder einfach woanders nach seiner Facon Kaffee trinkt, ist am Ende eine Glaubensfrage.
Real wie metaphorisch ist hier in der Kirche das Angebot eingeschränkt und die Auswahl nicht so überfordernd wie in der echten Kaffeekette, aber eben auch nichts für jeden. Die Lage oben am Steilufer ist jedoch nicht zu überbieten,und die Zeit im Strandkorb vor der Kirche bei gemischtem Wetter und gemischtem Publikum vergeht wie im Flug.Mit dem Santuario in Muxia als Lieblingsort, kann Maria Meeresstern locker mithalten.
Zu Hause warten einige Herausforderungen und ein stressiger Alltag auf mich, aber ich bin gut erholt und zuversichtlich.Maria soll der Legende nach in Muxia sogar auf einem Schiff aus Stein angereist sein. Es wird also herausgestellt, dass ganz nebenbei auch noch das Unmögliche möglich wurde.
„Durch dunkle Erdenzeiten soll uns dein Licht geleiten.“ Diesen Spruch behalte ich im Herzen.
Jasmin Spamer
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