Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Sonderepisode

Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Sonderepisode

Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Sonderepisode

# Jubiläum250

Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Sonderepisode

Rückblick auf schon Berichtetes und Erlebtes

Die Jubiläumsfeier in der Jakobikirche zum 250 jährigen Jubiläum war auch ein schöner Anlass für ein Wiedersehen der altgewordenen Jugendfreundinnen und -freunde aus den 60-er Jahren. Ich bin ja sonst nur noch zu Klassentreffen der Hansa in Stralsund, dabei gelegentlich auch im Gottesdienst am Sonntag. Aber das ist schon sehr selten. 

Ich habe auch den Rückblick zum Josefsheim am Donnerstag vor dem Jubiläumsgottesdienst genossen und lese mit Interesse schrittweise die Episoden zum "Katholischen Leben in Stralsund". Meinen Glückwunsch, dass Ihr diese Serie auf der Website veröffentlicht. Respekt! Eine Menge Arbeit und eine sehr schöne Zusammenstellung. Ich habe noch nicht alles gelesen, werde es aber tun. Macht weiter so! Vielleicht entsteht mal ein Buch oder eine Broschüre in der Art einer Chronologie. Wir werden diese Idee für unsere beiden ehemaligen Pfarreien Heilige Familie und St. Augustinus in Berlin (übrigens das gallische Dorf im Erzbistum) aufgreifen. Das findet sicher Unterstützung, zumal unser Pfarrer, Prof. Höhle, Historiker ist und einiges aus der Kiste zaubern kann. Ich werde ihm einen Link Eurer historischen Sammlung schicken, falls er diese ohnehin nicht schon kennt.    

Ich habe beim Lesen ein paar wenige Fehler gefunden bzw. möchte etwas ergänzen, falls Du, Roland, es einbauen möchtest. Du kannst meine Erinnerungen einbauen, musst es aber nicht. Es kann auch persönlich bleiben. 

Episode 40: 

Dort heißt es:  Nachdem Schwester Wiborada 1949 in ihr Görlitzer Mutterhaus zurückkehrte, bestand mehrere Jahrzehnte lang kein Chor.

Richtig muss es heißen 1959. (An anderer Stelle stimmt die Jahreszahl ihres Weggangs). Ich hatte bei ihr mit 9 Jahren Klavierunterricht (in der Klausur!) und musste diesen nach einem Jahr beenden, weil sie versetzt wurde. (Anmerkung: Es war auch gut so, denn meine nachfolgende Lehrerin war nicht zufrieden, was ich ein Jahr lang gelernt habe. Sr. Wiborada war einfach zu nett und ich wohl zu faul). Bei der nächsten Klavierlehrerin, Frau Thiel am Carl-Heidemann-Ring, ging es anders zur Sache. Aber immerhin mit dem Ergebnis, dass ich bis heute begeistert (Kirchen-)Musik mache.   

Episode 29: Dechant Pich 

Ich kannte ihn gut als Ministrant, denn "meine" Frühmesse war immer samstags um 6:00 Uhr, die von Dechant Pich zelebriert wurde. Am Ende jeder Messe bat er vor dem Segen um eine glückliche Sterbestunde. (Damals, mit 12 oder 13 Jahren, war ich etwas verwundert über diese Bitte). 

Ich habe noch ein Sterbebild gefunden, das ich anhänge. Daraus kannst Du entnehmen, dass das Sterbedatum auf der Episodenseite falsch ist. Der Name des Geburtsorts ist auch etwas anders, aber das konnte ich nicht verifizieren. Ich habe ihn als außerordentlich liebenswerten Menschen in Erinnerung. Dass er 1972 gestorben ist, war mir nicht mehr bewusst. Ich hätte eigentlich in Stralsund zur Beerdigung sein können, denn zu dieser Zeit bin ich gerade nach dem Studium aus Stralsund nach Berlin gezogen. 

Episode 28-4:  Pfarrer Radek

Pfarrer Radek war eine Institution. Sein durch Körperfülle behäbiger Schritt und seine ruhige Art waren einzigartig. Hier nur eine kleine Erinnerung meinerseits. Wir waren - wie woanders berichtet - als Ministranten immer bemüht, die lateinischen Gebete korrekt zu sprechen, obwohl wir damals im Grundschulalter noch kein Latein hatten und nicht genau wussten, was wir sagten. Aber beim Confiteor wurde ja gemeinsam gebetet, so dass wir möglichst simultan mit dem Pfarrer sein wollten. Dies gelang bei Pfarrer Radek nie, denn hier war er ausgesprochen dynamisch; er war bereits beim Confiteor durch, wenn wir gerade mal die erste Zeile gesprochen hatten. Somit hielten wir dann schnell den Mund, um sein weiteres Gebet nicht zu stören. Co-Ministranten waren damals u. a. Friedhelm Miksch, Franz Anderle, aber auch die Älteren wie Henning Mascow (habe ihn beim Jubiläum vermisst) oder Harald Lastowka. Ich glaube, mit Jürgen Grieger habe ich auch gemeinsam ministriert. Leider war er gesundheitlich zum Jubiläum beeinträchtigt, schade. Ich hatte ihn vor zwei oder drei Jahren in Berlin bei der Vertreterversammlung der Kirchenvorstände getroffen.   

Episode 43:  Pfarrer Ketz

Hier einige Erinnerungen. Pfr. Ketz war tatsächlich manchmal etwas cholerisch oder zumindest sehr spontan. Ich erinnere mich an fünf Ereignisse (alle noch vor dem Umbau der Pfarrkirche): 

1. Ich durfte als Grundschüler mal die Lesung lesen. Allerdings muss damals meine Sprache sehr mit dem sudetendeutschen Sound rübergekommen sein (bei den Fürbitten klang es in der Kirche ja immer sehr sudetendeutsch: "Wir bitten Dich, erhäähre uns". Nach der Messe bekam ich den Hinweis, dass ich endlich mal richtig deutsch reden lernen soll, sonst darf ich nicht mehr lesen. Er sagte mir auch, wie es richtig geht. Das tat ich dann, und so durfte ich es nochmal versuchen.

2. Die "Älteren" beteten während des Hochgebets beharrlich den Rosenkranz. Das Murmeln störte tatsächlich ziemlich und eines sonntags herrschte Pfr. Ketz die Beterinnen (vorrangig alte Damen) in der Messe an, beim Hochgebet mitzufeiern. Schließlich war es ja bereits deutschsprachig. Das hat gewirkt. Das Murmeln verschwand.  

3. Pünktlichkeit war ihm wichtig, aber nicht für alle immer möglich, z. B. diejenigen, die mit dem Bus von den umliegenden Dörfern kamen (Verspätung). Um zu disziplinieren, schloss Pfr. Ketz die Tür in der Frankenstraße zu und die Leute standen draußen. Diese  Maßnahme ging nach hinten los; die Gemeinde beschwerte sich massiv. Er hat es nicht wiederholt. 

4. Ich ministrierte im St. Josefsheim in der bereits umgebauten Kapelle. Es muss ein Gottesdienst gewesen sein, könnte aber auch eine Andacht gewesen sein. Ich war mit Weihrauch dran und schwenkte das Fass mächtig. Er bedeutete mir wohl dezent, dass ich weniger schwenken solle, was ich aber nicht kapiert habe. Weil ich nicht aufhörte, rief er mir mitten im Gebet laut und deutlich zu: "Du dummer Junge, hör auf zu schwenken". Ich hab's endlich kapiert, aber meine Eltern waren entrüstet. Mein Vater schrieb sogar einen bösen Brief an den Bischof (hätte ich nicht gemacht). Aber Pfr. Ketz konnte so etwas schnell vergessen, was auch gut war. Er war danach zu mir immer sehr nett. 

5. Bei der Weihe des Wassers in der Osternacht sprengte Pfr. Ketz das geweihte Wasser auf den Altarfußboden in alle Himmelsrichtungen. Die Sakristeischwester bemerkte nur, dass es im Altarraum nass geworden war und kam prompt während des Festgottesdienstes mit Eimer und Wischlappen und beseitigte die Nässe. In der Sakristei nach der Messe erklärte ihr der Pfarrer auf seine Weise, was das Wasser zu bedeuten hatte. Wir als Ministranten haben diesen Rüffel genossen, da wir ansonsten oft Zielscheibe der Schwester waren: Haare nicht gekämmt, Schuhe nicht geputzt, Rochett nicht ordentlich, oder gar das falsche, angezogen.  

In der 11. und 12. Klasse hatten wir bei Pfr. Ketz Religionsunterricht. Dieser war einfach fantastisch. Seine Gedanken, Interpretationen zum Schöpfungsbericht, seine Sensibilität in theologischen Fragen, seine Erklärung der Liturgie haben mich damals geprägt. Auch die Jugendstunden, die er selbst, nicht die Kapläne (!), mit uns gehalten hat (getrennt für Jungen und Mädchen), waren prägend, denn da ging es um sensible Themen von Pubertierenden.  Ich habe es persönlich sehr bedauert, dass er dann aus Stralsund weggegangen ist.      

Episode 40: Abriss der alten Orgel

Es ist geschrieben, Die Grünewald-Orgel in unserer Kirche blieb bis 1974 in Betrieb. 

Es muss richtig heißen Grüneberg-Orgel.  Die Jahreszahl 1974 stimmt nicht. Die alte Orgel auf der Empore über dem Eingang Frankenstraße wurde beim Umbau abgerissen und nicht wieder aufgebaut. Dieser Abriss muss ca. 1967 gewesen sein. Ich selbst war, wie viele der Gemeindemitglieder, unter denen, die bei den Abrissarbeiten geholfen haben. Nach Fertigstellung der neuen Kirche wurde irgendwann als Ersatz ein Positiv in die Pfarrkirche (dort wo heute die Orgel steht) gestellt. Ich erinnere mich nicht mehr genau, aber das Instrument war wohl von Kaplan Scharfenberger besorgt bzw. gespendet worden. Ich habe selbst an diesem Instrument, wie auch auf dem Harmonium im Josefsheim, gespielt, wenn Herr oder Frau Heina nicht da waren. Das Positiv ist dann, als die Sauerorgel gebaut wurde, wohl in das Josefsheim gewandert und hat dort das Harmonium (auch von Kaplan Scharfenberger finanziert) ersetzt. Das war allerdings dann, als ich schon nach Berlin umgezogen war.  Der betreffende (obige) Satz sollte also gestrichen und ersetzt werden.    

Gibt es ein Foto der Grüneberg-Orgel? Sr. Wiborada hat mich als Klavierschüler mal spielen lassen, sie war zweimanualig. Und ich glaube, mit pneumatischer Traktur. Zugeguckt im Gottesdienst habe ich als kleiner Bengel des Öfteren, weil meine Mutter im Chor gesungen hat.     

Wolfgang Habel
Berlin Sankt Augustinus

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Katholische Kirchengemeinde Pfarrei St. Bernhard Stralsund/Rügen/Demmin • Frankenstr. 39 • 18439 Stralsund

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