Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 38-1

Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 38-1

Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 38-1

# Jubiläum250

Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 38-1

Priester der 50er-Jahre - DDR-Zeit

Die Deutsche Demokratische Republik (DDR) der 50.-60er Jahre war ein Land, das in vielerlei Hinsicht besonders war. So war auch in Stralsund in einem Leben zwischen strengen Vorschriften, der allgegenwärtigen Überwachung durch die Stasi und dem unerschütterlichen Streben nach sozialistischer Ordnung mit gestelltem Jubel und Euphorie, ein Leben in eingeschränktem kirchlichen Rahmen noch möglich. Christliche öffentliche Auftritte und Bewegungen waren nur in kleinen Aktionen und oft heimlich möglich.

Wer sich weigerte, aus welchen Gründen auch immer, zu arbeiten, konnte nicht nur mit Gefängnis bestraft, sondern auch zu Zwangsarbeit in einem Arbeitslager verurteilt werden. Der Staat hatte einen rigiden Arbeitszwang eingeführt.

Die Stasi rekrutierte neben Erwachsenen  gezielt Jugendliche, die dann ihre Mitschüler und sogar ihre eigenen Eltern bespitzeln sollten. Insgesamt arbeiteten etwa 8000 Minderjährige am Ende der DDR als Spione. So gab es auch in unserer Gemeinde Versuche der Stasi, Erwachsene und Jugendliche dafür zu rekrutieren.

Katholische Priester in Stralsund in den 50er und 60er Jahren

1) Kaplan Alfons Placzek, geboren am 15.November 1911 in Hohelinde, geweiht am 08. Januar 1939 von Konrad Kardinal von Preysing. Er war bis 1948 in Kriegsgefangenschaft, dann Kaplan in Neuruppin, dann von 16. August 1957 bis 15. September 1957 bei uns Kaplan. Danach Kaplan in Eberswalde und wurde danach Pfarrer in Pritzwalk, ab 1963 Hausgeistlicher im Krankenhaus Sankt Josef in Potsdam, im Ruhestand ab 01.08.1974. Er verstarb am 04.04 2007.

2) Kaplan Eberhard Mainka,geboren am 19. September 1930 in Groß Strelitz/Oberschlesien, geweiht am 29.06. 1957 von Julius Kardinal Döpfner. Erste Kaplanstelle war in Eberswalde. Er war vom 15. Dezember 1957 bis 15. Januar 1958 bei uns Kaplan, dann noch Kaplan in St. Marien Berlin-Reinickendorf und in St. Konrad Berlin-Schöneberg, danach Pfarrer in St. Eduard, Berlin Neukölln. Er ging am 22.11.1998 in den Ruhestand und starb am 23. Juli 2003.

Gemeindeglieder und Andere berichten

Er war der Mann, der eigenmächtig für Gleichberechtigung am Altar sorgte. Sein Porträt hängt neben einer Figur der Gottesmutter Maria. Thomas Markgraff-Kosch schaut zum Bild und sagt: „Das ist Eberhard Mainka, der erste Pfarrer, unter dem ich gearbeitet habe. Er hat schon 1968 ignoriert, dass Mädchen in der katholischen Kirche nicht am Altar stehen dürfen.“

Thomas Markgraff-Kosch/ Berlin

Pfarrer Mainka über seinen Kietz im „Tagesspiegel“

Neukölln, das sind statistisch gesehen 303341 Einwohner, darunter 64568 Ausländer aus 160 Nationen; mittleres Haushaltsnettoeinkommen 1300 Euro, 40208 Sozialhilfeempfänger. Neukölln: Meine Straße heißt Saalestraße. Meine Straße ist dreckig. Die Straße ist lang. Ich würde lieber woanders wohnen. Es passieren viele Unfälle. Die Autos, die S-Bahn und die Busse sind laut. Die Straße stinkt nach Hundescheiße und nach Abgasen ...Dann noch die St. Eduardgemeinde in Neukölln, eine katholische Kolonie: 3500 Gemeindemitglieder. 150 regelmäßige Kirchgänger, 70 Aktive. Eine kalte Kirche, grau, die alten Kirchenfenster wurden nach Kriegsende von den Amerikanern in Sicherheit gebracht …Eberhard Mainka war bodenständig…der für sein Leben gern Ski fuhr…...unbeirrbar in allem. Aber kein verkniffener Talarträger. Akkordeon konnte er spielen, bis der ganze Gemeindesaal schunkelte. Dazu eine ordentliche Singstimme, Bariton, laut und gut, leicht herauszuhören aus jedem Chor, aber im Herzen ein Sängerknabe. Für Boxkämpfe ist er gern wach geblieben. Faire Sache Mann gegen Mann, auf Augenhöhe mit dem Gegner. …. Er war ein Kanzeltalent, ein guter Prediger. An Weihnachten und Ostern predigte er besonders eindrucksvoll, denn an die Auferstehung Christi glaubte er felsenfest. Und an seine eigene auch……Zur Beichte kam auch kaum jemand. Die alten Leute natürlich, die kamen, aber deren Sünden waren ja meistens verjährt. Er mochte die Kirche, stand zum Papst, hatte aber keine Berührungsängste mit den evangelischen Kollegen, deren Kirche in Sichtweite mit der seinen stand. Gemeinsame Ziele: Ökumene, Obdachlosenbetreuung, Jugendarbeit. Am liebsten mit dem Fahrrad unterwegs. Obwohl er wusste, wie gefährlich das ist in dieser Stadt.

Bei seiner Beerdigung war die Kirche voll.   (Tagesspiegel 2003)

3) Kaplan Carl Scharfenberger,

geboren am 08.Januar 1923 in Berlin, geweiht am 19.Dezember 1954 von Bischof Wilhelm Weskamm. Erste Kaplanstelle bis 01.02.1955 in Wittstock, dann war er von 15. Januar 1958 bis 01.09.1962 bei uns Kaplan. Anschließend Kuratus bis 01.09 1962 in Buckow /Mark-Brandenburg, danach Pfarrer in Berlin Karlshorst. Er ging mit seinem Ruhestand am 01.07.1985 ins Eichsfeld und war dort noch eine Zeit als Übersetzer tätig.  Er starb am 15. Juni 2014.

Fotos des Priester

Carl Scharfenberger:   Deutsche Digitale Bibliothek Pfarrer, Übersetzer

Hat mitgewirkt an:

 Die lateinischen Urkunden der "Politischen Geschichte des Eichsfeldes" und der "Eichsfeldischen Kirchengeschichte" in deutscher Übersetzung

In Gedenken an Frau Felicitas Knoppke; verstorben 2024
überarbeitet von Roland Steinfurth
Korrektur Wolfgang Vogt
Gemeinde Hl. Dreifaltigkeit Stralsund

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