Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 37

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Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 37

# Jubiläum250

Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 37

Päpste in Rom ab 1775 nach der Reformation - Teil 1

Vatikan in Rom im Weltgeschehen von Gestern und Heute

Als Katholik ist man nie ganz abgeschnitten vom Papst in Rom. Auch wenn damals nach der Reformation vieles sehr zeitverzögert in den Teilkirchen und nochmal verzögert in den Bistümern und Gemeinden ankam, Manches auch gar nicht.

Doch gibt der Papst in seiner Stellung und Funktion im Weltgeschehen auch den einzelnen Christen selbst in einer gerade neu entstehenden Gemeinde nach der Reformation wie der unseren in Stralsund Prägung und Standhaftigkeit.

Was war nun ab 1775 in Rom angesagt und welcher Päpste regierte damals?

Papst Pius VI. – Tragisches Pontifikat

Er wurde geboren am 25.12.1717 in Italien in Cesena in der Emilia Romagna. Erst mit über 40 Jahren trat der aus verarmter Adelsfamilie stammende Giovanni Angelo Braschi in den Priesterstand, nachdem er als Sekretär bei Kardinal Ruffo und als Berater beim Konklave von 1740 mitgewirkt hatte. 1753 wurde er zu Papst Benedikt XIV. zum Privatsekretär. Von seinem päpstlichen Nachfolger wurde ihm 1773 der Kardinalspurpur verliehen. Da er sich aus den Querelen um den Jesuitenorden der damaligen Großmächte heraushielt, empfahl er sich allen Parteien als geeigneter Papstnachfolger. Ihm stand als Pius VI. ein langes, aber auch fast tragisches Pontifikat bevor. Goethe erlebte den Papst 1786 auf seiner Italienreise. Blind zeigte er sich der 1789 ausbrechenden Französischen Revolution gegenüber. Er verwarf die dort aufgenommene Erklärung der Menschenrechte. Als unter Kaiser Napoleon Bonaparte die Franzosen in Rom einmarschierten, wurde er zu erheblichen Zugeständnissen, Gebietsabtretungen und Reparationen gezwungen. Der Papst wurde als Staatsoberhaupt abgesetzt und die Römische Republik ausgerufen. Er floh ins Exil, wo er 1799 starb.

Papst Pius VII. – Napoleon herrscht in Europa

Er wurde am 14.08.1742 ebenfalls in Cesena in der Emilia Romagna in Italien geboren und zum Papst gekrönt am 14.03.1800. Napoleon I., Kaiser der Franzosen, bat zwar den Papst um seine Krönung, krönte sich dann aber selber. Gegen den Rat seiner Kardinäle war er nach Paris gereist, inzwischen zur Hauptstadt Europas geworden, und so wurde der dramatische Machtverlust der römischen Kirche aufgezeigt. Es gelang Pius VII., mit Napoleon ein Konkordat auszuhandeln, das zwar den Status der Staatskirche in Frankreich nicht mehr änderte, aber die Freiheit der Religionsausübung garantierte.

Bedenkenlos setzte sich Napoleon über alle Belange hinweg. 1808 kam es zur erneuten Besetzung Roms. Als Papst Pius VII. dann noch die Exkommunikation aller „Räuber des Erbgutes Petri“ aussprach, wurde er festgenommen und nach Fontainebleau verbracht. Erst als Napoleons Stern verblasste, kehrte er wieder nach Rom zurück. Er erreichte auf dem Wiener Kongress 1815 die Rückgabe fast aller früheren päpstlichen Gebiete. Pius konnte in seiner Zeit gegen den Widerstand vieler Mächte den Jesuitenorden wieder zulassen und Konkordate mit dem orthodoxen Russland 1818, sowie 1821 mit dem evangelischen Preußen schließen. Von letzterem waren auch wir in der Stralsunder Gemeinde Hl.Dreifaltigkeit betroffen, wurden wir doch dem neu entstandenen Erzbistum Breslau angegliedert. Pius VII. starb 1823 in Rom.

Papst Leo XII. – Tiefe Frömmigkeit  

Er wurde am 22.08.1760 auf Schloss Genga bei Spoleto in Umbrien in Italien geboren.

1783 holt ihn Papst Pius VI. als Privatsekretär nach Rom. Er wird dann Botschafter in Luzern in der Schweiz und 1793 zum Titularbischof geweiht. Von 1794 – 1805 ist er Nuntius in Köln und Bayern, wird 1814 Nuntius in Paris unter König Ludwig XVIII.

!816 wird er zum Kardinal geweiht und 1820 Generalvikar in Rom. Im Konklave von 1823 wählten die Kardinäle nach der schwierigen Zeit unter Napoleon einen ruhigen gefassten Kandidaten. Den Ausschlag gab seine schlichte Frömmigkeit. Unter dem Pontifikat von Leo XII. verschärfte er die kirchliche Gerichtsbarkeit, ersetzte Laien durch Geistliche in der Verwaltung. Besonders angekreidet wird ihm, dass er Juden in Gettos verbannte. Er machte den Stuhl Petri zum reaktionärsten Staat des Abendlandes.

In theologischen Fragen kannte er keine Kompromisse, bekämpfte alle liberalen Tendenzen und unterstützte insbesondere den österreichischen Staatskanzler Fürst Metternich, aber auch auf evangelischer Seite Friedrich Wilhelm III. König von Preußen.

Er starb 1829 in Rom.

Papst Pius VIII. – Kirchenrechtsfragen  

Er wurde am 20.11. 1761 als Francesco Saverio Castiglione, ein altes Adelsgeschlecht in Cingoli bei Ancona in der Region Marken in Italien geboren. Er entwickelt sich früh zu einem Experten in Kirchenrechtsfragen. Er wurde 1800 zum Bischof geweiht und wurde gleich zum Gegner des napoleonischen Regime in Italien, dem er den Treueeid verweigerte und das ihn dafür von 1808 bis 1814 in Haft hielt. Erst in der Zeit nach Napoleon wurde er Kardinal. 1829 setzte er sich bei der Papstwahl als Kandidat der Gemäßigten durch, auch weil er wegen seiner angeschlagenen Gesundheit kein langes Pontifikat zu erwarten schien. Er widmete sich in seiner Amtszeit vornehmlich geistlichen Aufgaben.

Er nahm gegenüber Mischehen eine harte Haltung ein. Ebenso wenig Freunde machte er sich durch die demonstrative Verurteilung der Unabhängigkeitsbestrebungen in den katholischen Ländern Irland, Belgien und Polen, die gerade während seines Pontifikates aufbrachen und von der europäischen Öffentlichkeit mit viel Sympathie begleitet wurden. Er starb 1830 in Rom.

Papst Gregor XVI. – Missionsarbeit  

Er wurde am 18.09.1765 in Beluno in Venetien in Italien. 1799, als Papst Pius VI. gefangen gehalten wurde, erschien eine Kampfschrift mit dem Titel „Der Triumph des Heiligen Stuhls und der Kirche über die Angriffe der Neuerer“. Ihr Verfasser, der Rechtsanwaltssohn, Professor und Kamaldulensermönch, Bartolomeo Alberto Capellari, wurde 1831 zum Papst gewählt. Seinen Namen Gregor XVI. wählte er wohl bewusst, in Anlehnung des Bußgangs nach Canossa unter Papst Gregor VII. In seiner Zeit gab es viele Aufstände, so musste er mehrfach Österreicher und Franzosen um Waffenhilfe ersuchen. Auch geistlich und geistig sah er sich allenthalben Ketzerei ausgesetzt. In der Enzyklika „Mirari vos“ verurteilte er die Trennung von Kirche und Staat, Presse- wie Gewissensfreiheit.

Bleibende kirchliche Verdienste erwarb er sich durch eine starke Intensivierung der Mission in Amerika wie in Asien, wo er den einheimischen Klerus förderte, und durch die Verurteilung der Sklaverei und des Sklavenhandels als unchristlich. Auch als Mäzen und Förderer der Archäologie machte er sich einen Namen, die Gründung der etruskischen und ägyptischen Sammlungen im Vatikan geht auf ihn zurück.

Er starb 1846 in Rom.

Papst Pius IX. – Unfehlbarkeit

Er wurde am 13.05.1792 in der Region Marken bei Ancona geboren. 1869 tritt in seinem Pontifikat das I. Vatikanische Konzil zusammen. Es soll Zeitirrtümer abwehren und kirchliche Gesetzgebung verbessern. Das alles überschattende Thema aber ist die Stellung des Papstes in der Kirche. Die Kurie in Rom will die schwebende Frage entscheiden, ob die Unfehlbarkeit in Glaubenssachen ihr Organ in den allgemeinen Konzilien oder im Papst selber habe. Die Mehrheit der Anwesenden ist für Unfehlbarkeit des Papstes. Amtsgewalt

Der Kernsatz lautet: „…. dass der römische Papst, wenn er vom Lehrstuhl (ex cathedra) spricht, d.h. wenn er des Amtes als Hirte und Lehrer aller Christen waltet und kraft seiner höchsten apostolischen Amtsgewalt endgültig entscheidet, er sich jener Unfehlbarkeit erfreut, mit welcher der göttliche Erlöser seine Kirche bei endgültiger Entscheidung über eine Lehre in Betreff des Glaubens oder der Sitten ausgerüstet haben wollte.“

Sein langes 33 Jahre währendes Pontifikat hatte auch Geistliches zu verbuchen. Das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis Mariä fällt in diese Zeit.

Er starb 1878 in der ewigen Stadt.

Textauszüge aus dem Buch: „Alle Päpste“ von Reinhard Barth, Naumann & Göbel Verlagsgesellschaft mbH, Köln

überarbeitet von Roland Steinfurth
Korrektur Wolfgang Vogt
Gemeinde Hl. Dreifaltigkeit Stralsund

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