Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 36

Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 36

Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 36

# Jubiläum250

Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 36

Katholische Militärseelsorge Gestern und Heute in Stralsund - Teil 2

Die DDR war ein sowjetisch besetztes Land. Die äußere und innere Sicherheit der DDR garantierten maßgeblich sowjetische Besatzungstruppen. Ihr Status war, so stellte das SED-Politbüro im Jahre 1988 fest, „nicht klar definiert“. Es waren nach den bestehenden Abkommen „in der DDR verbliebene ehemalige Besatzungstruppen ohne Besatzungsfunktion“, hervor gegangen aus Großverbänden der 1. und 2. Belorussischen Front sowie der 16. Luftarmee, die 1944/45 entscheidend an der Befreiung Deutschlands mitgewirkt hatten, entstand die „Gruppe Sowjetischer Streitkräfte in Deutschland“ (GSSD).

Doch der Ruhm war rasch verblasst und überschattet durch Internierungs- bzw. Konzentrationslager, in denen  willkürlich 160 000 bis 260 000 Deutsche als „aktive Faschisten“ oder Kriegsverbrecher interniert wurden, von denen etwa 70 000 umkamen. Stereotype Bestrafungen von rund 10 000 Personen zu 25 Jahren Zwangsarbeit oder die Deportation von etwa 40 000 Menschen in die Sowjetunion durch die Besatzungsmacht taten ihr Übriges. Zunächst hatten die sowjetischen Streitkräfte eine personelle Stärke von etwa 450 000, im Oktober 1990 trotz erheblicher Reduzierungen noch 363 690 Soldaten (sowie 200 000 zivile Angestellte und Angehörige) - ein Staat im SED-Staat. Sie waren auf fünf Armeen verteilt und unterstanden dem Oberkommandierenden, der seinen Sitz in Wünsdorf hatte. Obgleich die Regierung der UdSSR die DDR im März 1954 für „souverän“ erklärt hatte, nunmehr von einem „zeitweiligen Aufenthalt“ sowjetischer Truppen im Land sprach, behielt sie sich nach dem Vertrag über die Truppenstationierung vom September 1955 im Falle einer Bedrohung das uneingeschränkte Recht vor, Maßnahmen zur Beseitigung der Gefahr zu treffen; der DDR wurde kein Mitspracherecht eingeräumt. Entsprechend den Vereinbarungen im Zwei plus - Vier - Vertrag vom 12. September 1990, zogen sich die „sowjetischen“ Streitkräfte bis zum 31. August 1994 aus der ehemaligen DDR zurück, in der sie auf einer Fläche von 240 000 Hektar, was vier Prozent des Staatsterritoriums entsprach, neben Mittelstreckenraketen über 4 000 Panzer, mehr als 8 000 Panzerfahrzeuge, jeweils 600 Flugzeuge und Hubschrauber und rund 680 000 Tonnen Munition deponiert hatten.

Es verging eine ganze Zeit, die DDR hatte kein Interesse, hier Militärseelsorge zu beleben, obwohl der Marinestandort und später auch eine militärische Hochschule in Stralsund ihr Zuhause hatten. So gab es schon im Anfang bei der Bildung der NVA den Konflikt zwischen Kirche und Staat. Die Aktion „Schwerter zu Pflugscharen“ war ein kennzeichnendes Beispiel dafür. Erst nach der Wende mit der Auflösung der NVA und dem Übertritt zur Bundeswehr wird die Stelle eines Marinepfarrers wieder neu eingerichtet.

Pfarrer Rolf Laumann

Er wurde 1948 am 21.01. in Steinbach geboren, das zur Diözese Fulda gehört. Am 27.Juni 1976 wurde er im Würzburger Dom von Bischof Josef Stangl zum Priester geweiht und  als Seelsorger in der JVA Ebrach eingesetzt. Weitere Kaplansstellen waren in Edelsbach, in Trossenfurt, wo er zusätzlich als Kuratus von Steinbach eingesetzt wurde. Von 1985 - 1990 war er zum Beauftragten der Diözesanstelle,“ Mission-Entwicklung-Frieden“ und ab 1988 beim Päpstlichen Missionswerk der Kinder in Aachen tätig. Von 1990 bis 1996 war er Gefängnisseelsorger in der JVA Neuburg-Herrenwörth der Diözese Augsburg, dann von 1996 bis 1999 das gleiche Amt in der JVA Würzburg. Ab 1993-1999 war er zusätzlich Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Gefängnisseelsorger in Bayern. !999 wurde er Pfarrer von Würzburg Sankt Albert und 2000 Schulbeauftragter für das Dekanat Würzburg Stadt. 2002 wurde er dann für die Militärseelsorge freigestellt. Pfarrer Rolf Laumann wird 2002  nach Stralsund berufen. Seine Wirkungsstätte war insbesondere an der Marinetechnikschule in Parow. Schon im Jahr 2004 verließ er Stralsund wieder in Richtung München, er war nur zwei Jahr hier, fühlte sich aber gut aufgenommen.

Bild: Vereidigung Bundeswehr

Zu Pfarrer R. Janiszewski bemerkte er: “Wir sind gut miteinander ausgekommen, obwohl wir sehr verschieden sind. Du spielst Karten, ich nicht, du rauchst, ich nicht, du hast eine Hausärztin, die du nicht in Anspruch nimmst, ich aber schon. Wir haben uns gut ergänzt. Mit seinen Soldaten habe er viele gute Erfahrungen gemacht, an die er gerne denke. Mit den jungen Rekruten, die gerne in seinen Gottesdienst kamen, habe er manchen Abend bis in die Nacht hinein diskutiert und Gespräche geführt. Die Erfahrungen, die er hier im Bereich der Ökumene gemacht habe, waren auch sehr gut. Mit seinem evangelischen Amtsbruder Militärpfarrer Voigt verband ihn am Ende eine gute Kameradschaft. Von Seiten des Militärs gab Kapitän zur See Heribert Brauckmann zu Pfarrer Laumann an : „Sie sind meine KASAK (KATHOLISCHE-SÜNDEN-ABWEHR-KANONE). Sie haben in Ihrer Zeit hier in Parow eine Vorbildfunktion erkämpft. Sie sind ein Leuchtturm, eine Wegmarke, wenn das, was Sie gesagt haben, in unser Tun übergeht.“

Ab 2004 war er Pfarrer in München Sankt Matthäus, sowie ab 2005 in München Sankt Agnes. Seit 2006 half er in der Seelsorge in Markt Schwaben und im Hause Maria Linden in Vaterstetten mit. Mit der „Aktion Morgenröte dem „Missionskonto Pfarrer Laumann unterstützt er viele Jahre Hilfsprojekte für Bedürftige und besonders auch Kinder auf der ganzen Welt. Seit 2009 genießt Pfarrer Rolf Laumann seinen Ruhestand in der Pfarrei St. Margaret in Markt Schwaben bei München.

Die heutige Militärseelsorge steht im ständigen Wandel des gesellschaftlichen und kirchlichen Lebens. Das Katholische Militärpfarramt Kramerhof ist zuständig für die Standorte Kramerhof, Marinetechnikschule Parow, Dranske und ist zugehörig zum Militärdekanat Kiel. In Kramerhof ist zurzeit Pastoralreferent Kasten Erdmann tätig.

Bericht zur Militärseelsorge Heute - Katholisches Militärpfarramt Kramerhof

Das katholische Militärpfarramt Kramerhof ist zuständig für die Standorte Kramerhof, Dranske und zugehörig zum Katholischen Militärdekanat Kiel.

Das rechtliche Fundament der Militärseelsorge ist das Grundrecht auf die ungestörte Religionsausübung, das auch für Soldatinnen und Soldaten als "Staatsbürger in Uniform" gilt. Die Besonderheiten des militärischen Dienstes legen es nahe, die religiöse Betreuung der Soldaten in einer eigenen Organisationsform zu regeln. Durch den Dienst an der Waffe stehen jede Soldatin und jeder Soldat vor ethischen Fragestellungen, die ein waches Gewissen erfordern. Die Militärseelsorge ist der kirchliche Dienst, der Soldatinnen und Soldaten bei diesen Herausforderungen begleitet und ihnen aus christlicher Sicht Hilfestellung anbietet.

Auszüge aus der Zentralen Dienstvorschrift und dem Grundgesetz

§ 671. Die Militärseelsorge in der Bundeswehr ist der vom Staat gewünschte und unterstützte und von den Kirchen geleistete Beitrag zur Sicherung der freien religiösen Betätigung und der seelsorgerlichen Begleitung der Soldatinnen und Soldaten. Als Teil der kirchlichen Arbeit wird sie im Auftrag und unter Aufsicht der Kirchen geleistet. Sie ist damit Kirche unter den Soldatinnen und Soldaten sowie deren Familien, Partnerschaften und Angehörigen." 

Zentrale Dienstvorschrift (ZDv) A-2600/1

"(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.

(2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet."

Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, Artikel 4

Wie bei jeder Art von Seelsorge geht, es darum, dem Menschen in seiner Ganzheitlichkeit gerecht zu werden. Im Blickpunkt steht der Suchende und Glaubende als Wesen mit Leib und Seele, im Dienstalltag und in der Freizeit, als Einzelner und als Familienmitglied, als Staatsbürger, als Uniformträger und als Geschöpf Gottes.

2015, als Papst Franziskus das Jahr der Barmherzigkeit ausrief (Anlass war das Zweite Vatikanische Konzil, das 50 Jahre zuvor beendet worden war.)

Das Heilige Jahr dient der inneren Einkehr, der persönlichen Glaubenserfahrung und der Umkehr. Es fordert dazu auf, die Beziehung mit Gott und zu den Mitmenschen zu erneuern. Papst Franziskus hat für dieses Heilige Jahr das Motto „Pilger der Hoffnung“ gewählt, dass die Gläubigen einladen wird, in eine Welt voller Unsicherheiten und Herausforderungen Hoffnungsträger zu sein. 

Leitsätze der Militärseelsorge

Wir sind … … auf dem Weg

Wir sind Kirche mit und unter den Soldatinnen und Soldaten. Wir sind gemeinsam unterwegs mit den Soldatinnen und Soldaten, um zu zeigen: Sie gehören zur Kirche und die Kirche ist bei ihnen.

Wir sind … … gläubig

 Wir feiern den Glauben der Kirche (Liturgie), bekennen unseren Glauben (Martyrie) und handeln aus unserem Glauben heraus (Diakonie) in der Welt von heute. Wir feiern den Glauben der Kirche, bekennen ihn und handeln aus unserem Glauben heraus.

Im Austausch mit Angehörigen anderer Religionen und mit denen, die keinem Bekenntnis angehören, gestalten wir unseren Dienst für die Soldatinnen und Soldaten als katholische Christen. Wir wollen den Soldatinnen und Soldaten als Christen dienen. Dazu tauschen wir uns auch mit den Angehörigen anderer Religionen und allen aus, die keinen Glauben bekennen.

Wir sind … … gesendet

Wir ermöglichen den katholischen Soldatinnen und Soldaten mit ihren Angehörigen unter den besonderen Bedingungen des militärischen Dienstes ihren Glauben zu leben. Der Dienst im Militär ist eine große Herausforderung für die Soldatinnen und Soldaten, aber auch für ihre Familien. Unter diesen schwierigen Bedingungen wollen wir allen helfen, den Glauben Teil ihres Lebens sein zu lassen.

Wir laden darüber hinaus alle Menschen zum Glauben ein und ermutigen sie, sich im Glauben an Gott zu binden sowie verantwortlich vor ihm zu leben und zu handeln. Wir wollen allen Menschen zeigen, dass es hilfreich ist, zu glauben. Wir wollen allen Mut machen, Gott einen Platz im Leben zu geben. Wir unterstützen jeden, gut und verantwortungsvoll im Sinne des christlichen Glaubens zu handeln.

Wir sind … ... aufmerksam und hilfsbereit

 Wir sind als Militärseelsorge präsent im Alltag der Soldatinnen und Soldaten. Wir begleiten aufmerksam den Alltag der Soldatinnen und Soldaten und nehmen Anteil an ihren Sorgen, Nöten und Konflikten. Wir sind in allen Lebenslagen ansprechbar und stehen auch außerhalb der Dienstzeiten für vertrauliche Gespräche zur Verfügung.

 Wir suchen mit den Soldatinnen und Soldaten nach Antworten auf die wichtigen Fragen und Herausforderungen ihres Lebens. Dazu bieten wir religiöse und ethische Orientierung und Halt an. Wir suchen mit den Soldatinnen und Soldaten nach Antworten auf die Fragen ihres Lebens. Wir bieten ihnen dazu unseren Glauben an, der Halt und Orientierung gibt.

Wir begleiten und stärken Ehen, Familien und Partnerschaften und wollen helfen, Beziehungen stärker zu machen.

Wir sind … … engagiert und kooperativ

 Wir, die Seelsorgerinnen und Seelsorger, Pfarrhelferinnen und Pfarrhelfer sowie die engagierten Ehrenamtlichen, gestalten gemeinsam den Dienst der Kirche für die Soldatinnen und Soldaten und deren Angehörige mit verschiedenen Aufgaben. Gemeinsam gestalten wir den Dienst der Kirche für die Soldatinnen und Soldaten und ihre Familien.

Wir handeln in ökumenischer Verbundenheit und arbeiten eng mit allen Anbietern von Hilfe und Unterstützung im Sinne der uns anvertrauten Menschen zusammen. Wir sind ökumenisch verbunden mit allen Christen. Wir arbeiten eng zusammen mit allen, die den Menschen in der Bundeswehr Hilfe und Unterstützung anbieten.

Wir sind … gesprächsbereit und entwicklungsfähig

 Wir kommunizieren unser Selbstverständnis als Kirche mit und unter Soldatinnen und Soldaten in die Gesellschaft. Dabei verstehen wir uns als dialog- und reformbereite Glaubensgemeinschaft. Wir sind als gläubige Gemeinschaft offen für den Austausch mit allen. Wir sind bereit, uns immer weiterzuentwickeln.

Wir sind … … glaubwürdig

Wir gehen mit den uns anvertrauten Gütern sorgfältig um und legen transparent Rechenschaft über ihre Verwendung ab. Wir gehen sorgfältig mit allen Mitteln um, die uns für unseren Dienst anvertraut werden. Wir legen transparent dar, wie und wofür wir sie einsetzen.

Katholisches Militärpfarramt Kramerhof

bisheriger Ansprechpartner: Pastoralreferent Diakon Karsten Erdmann, Ruhestand 2025, ab Oktober 2025 Gemeindereferent Stephan Mark und Militärseelsorgeassistent Jost Hamer

überarbeitet von Roland Steinfurth
Korrektur Wolfgang Vogt
Gemeinde Hl. Dreifaltigkeit Stralsund

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