20/03/2025 0 Kommentare
Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 12
Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 12
# Jubiläum250

Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 12
Katholiken können auch feiern
Erste katholische Primiz nach der Reformation von 1525
Eine Primiz ist für eine Gemeinde immer wieder ein besonderes Ereignis. Wie groß muss die Freude gewesen sein, als die Stralsunder Katholiken am 30. Juni 1912 die Primiz von Jacob Bolwin feiern konnten Es war diese die erste nach der Reformation von 1525. Die Feier begann mit einem Gedicht, vorgetragen von einem Schulmädchen, die dem Primizianten eine Myrtenkrone überreichte. Dann wurde der Neupriester über einen blumengeschmückten Weg in die festlich ausgestaltete Kirche geleitet. Nach dem Veni Creator feierte Jacob Bolwin die erste heilige Messe in seiner Heimatgemeinde, die mit dem Tedeum endete. Am Nachmittag hatte die Familie zu einem Fest in die Navigationsschule geladen. Zahlreiche Glückwunsch Telegramme auch aus Rom und Amerika zeigten, mit welcher Anteilnahme man des Ereignisses gedachte.

Jacob Bolwin wird am 22. Juli 1889 als 2. Kind eines Kapitäns und Seefahrtoberlehrer in Geestemünde im Emsland geboren. Als sein Vater an die Königliche Navigationsschule berufen wird, zieht die Familie nach Stralsund. Nach Abschluss des Humanistischen Gymnasiums und des Theologiestudiums in Breslau wird er mit 22 Jahren mit päpstlicher Erlaubnis zum Priester geweiht. Danach folgen Kaplansjahre in Demmin und in Corpus Christi in Berlin. 1922 wird er Pfarrer in Sankt Heinrich in Wittenberge. Hier blieb er 40 Jahre. Anfangs musste er auch die Katholiken in Havelberg, Bad Wilsnack und Lenzen betreuen, die später selbstständige Gemeinden wurden .Er war 25 Jahr Dekan des Dekanats Wittenberge. 1942 wird Pfarrer Bolwin von Bischof Konrad von Preysing zum Geistlichen Rat und 1946 zum Päpstlichen Geheimkämmerer ernannt. Im April 1945 brannte die Kirche bei einem Bombenangriff völlig aus. Er baute sie wieder auf. Am 30. April 1965 stirbt er, betrauert von der Gemeinde und den Mitbrüdern des ganzen Konvents. Er war ein Mann voller Güte und Väterlichkeit. Die Familie seines Bruders Johannes Bolwin lebte noch bis nach dem 2. Weltkrieg als aktive Mitglieder in unserer Gemeinde.
Berichte über Pfr. Jacob Bolwin

Aus der Gemeindechronik von Wittenberge mit der katholische Gemeinde St. Heinrich:
Pfarrer Jacob Bolwin (1922-1965) betrieb energisch den Wiederaufbau der Kirche. Am Weihnachtsfest 1948 war die Kirche wieder voll nutzbar.
Die 18 m hohe Turmspitze, die einst das Stadtbild Wittenberges mitgeprägt hat, fehlt bis heute. 2006 wurde der „Förderverein zum Wiederaufbau des zerstörten Kirchturms der

katholischen Kirche Wittenberge e.V.“ gegründet. Unterstützt in seiner seelsorglichen Arbeit wurde er durch insgesamt 10 Kapläne, durch seine Schwester, die als Lehrerin an der katholischen Schule tätig war, und durch die Breslauer Marienschwestern, die in den Jahren 1919–1951 eine Niederlassung auf dem Pfarrgrundstück (im Schulgebäude) hatten.
Dokument-Nr. 13774 -Archiv Erzbistum Breslau Bolwin, Jacob an Pius XI., Wittenberge, 02. Mai 1924 (Erzbistum Breslau Archivsignatur: AAV, Segr. Stato, Anno 1926, rubr. 79, fasc. 2, fol. 37r.)
Heiligster Vater!
Im Namen der Armen und Notleidenden meiner Gemeinde und der ganzen Stadt, bitte ich Ew. Heiligkeit demütigst für die reichen Gaben, die uns durch den Caritasverband in Berlin als Papstspende übersandt worden sind, unseren kindlichen Dank entgegennehmen zu wollen. Wir beten täglich zum lieben Gott, daß er die väterliche Liebe, die Ew. Heiligkeit in so reichem Maße den Notleidenden in Deutschland bewiesen haben, mit reichem Lohn vergelten wolle. Indem wir das Gelöbnis unverbrüchlicher Liebe und Treue erneuern, bin ich in Demut Ew. Heiligkeit
Gehorsamster
Jacob Bolwin, Pfarrer
Pacelli-Edition.de - Kurzbiographie:
Jacob Bolwin * 22. November 1889 ✝ 30. April 1965; 1912 (22. Jun.) Priesterweihe, 1912 Kaplan in Demmin, 1919 Kaplan bei Corpus Christi in Berlin, 1922 Pfarrer in Wittenberge, 1937 Erzpriester ebenda, zwischen 1938/46 Pfarrkonsultor und Päpstlicher Hausprälat, 1942 Geistlicher Rat, 1946 Päpstlicher Geheimkämmerer. Literatur: Handbuch des Bistums Breslau und seines Delegatur-Bezirks für das Jahr 1913, Breslau 1913, S. 113. Handbuch des Bistums Breslau und seines Delegaturbezirks für das Jahr 1920, Breslau 1920, S. 108. Handbuch des Bistums Breslau und seines Delegaturbezirks für das Jahr 1925, Breslau 1925, S. 119. Schematismus des Bistums Berlin für das Jahr 1933, Berlin 1933, S. 59. Amtlicher Führer durch das Bistum Berlin, Berlin 1938, S. 142. Schematismus des Bistums Berlin für das Jahr 1947, Berlin 1947, S. 16, 21. Schematismus für das Bistum Berlin 1963, Berlin 1963, S. 127. Schematismus für das Bistum Berlin 1967, Berlin 1967, S. 181. Empfohlene Zitierweise: Jacob Bolwin, in:
(Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Kurzbiografie Nr. 2251, URL: www.pacelli-edition.de/ Biographie/2251.)
In Gedenken an Frau Felicitas Knoppke; verstorben 2024
überarbeitet von Roland Steinfurth
Gemeinde Hl. Dreifaltigkeit Stralsund
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