
18/10/2025 0 Kommentare
Auf den Spuren von Maximilian Kaller
Auf den Spuren von Maximilian Kaller
# Bericht

Auf den Spuren von Maximilian Kaller

Frohgelaunt nahmen am 27. September 37 Wallfahrer im schicken schwarzen Bus eines polnischen Reiseunternehmens Platz. Erste Station war Bergen, weitere Reisende stiegen in Stralsund und Anklam zu. In der Anklamer Kirche begannen wir die Novene in Begleitung des Seeligsprechungsprozesses von Maximilian Kaller. Er war Pfarrer von Bergen auf Rügen und in Berlin-Kreuzberg, St. Michael, Oberhirte von Schneidemühl, Bischof von Ermland und Päpstlicher Sonderbeauftragter für Flüchtlinge und Heimatvertriebene.
Mit der Eröffnung des Seligsprechungsprozesses von Bischof Kaller erfüllt sich ein Herzensanliegen der Heimatvertriebenen und vieler anderer Menschen, die ihm begegnen durften. Über seinen Tod hinaus wird er von den Menschen lebendig verehrt, wird sein Lebensbeispiel bewundert und sein Glaubens- und Liebes-Zeugnis nachgeahmt, schrieb Msgr. Dr. Lothar Schlegel, Visitator Ermland.
Mit der Novene mit den Texten von Bischof Kaller haben wir uns jeden Tag betrachtend und betend in das Apostolische Glaubensbekenntnis vertieft. Täglicher Bestandteil der Novene war auch ein Gebet von Maximilian Kaller, welches er in seiner Zeit in Bergen entworfen hat. Zum Abschluss beteten wir Das Glaubensbekenntnis, das Vater unser, Gegrüßet seist Du, Maria und das Gebet um die Seeligsprechung. Umrahmt haben wir die Novene mit Liedern aus dem Gesangbuch der Militärseelsorge. Besonders im Bus war das gemeinsame Singen ein schönes Erlebnis.

In Stettin stieg der Priester Domherr Andre`Schmeier zu. Er ist schon viele Jahre der Seelsorger der deutschen Minderheiten im Ermland. Polnisch und Deutsch sind seine Sprachen und er ist ein ausgezeichneter Kenner der Geschichte unserer Länder. Aber ostpreußisch kann er auch, was er mit Witzen bestätigt hat. Er hat das interessante Programm zusammengestellt und es uns als Reiseleiter interessant und vielwissend nahe gebracht. Seine bestehenden Kontakte waren für uns auch vorteilhaft.

Der erste Tag endete mit dem Besuch der Kirche in Tütz (Tuczno) und der Wallfahrtskirche St. Maria Himmelfahrt in Schrotz (Skrzatusz). Unser erstes Hotel bezogen wir in Schneidemühl (Pila). Hier feierten wir Eucharistie in der Kirche Hl. Familie, an der Kaller als Prälat der Freien Prälatur Schneidemühl von 1927- 1930 wirkte. Nach dem Abendessen ging es dann müde zu Bett.
Am zweiten Tag ging es nach dem Frühstück und dem Reisesegen nach Pelplin. Das ehemalige Zisterzienserkloster und heutige Kathedrale Mariä Himmelfahrt des gleichnamigen Bistums (bis 1992 Bistum Kulm) war im August 1945 Ort des Treffens von Bischof Kaller mit dem polnischen Primas August Kardinal Hlond. In Marienburg (Malbork) besichtigten wir die Burg, ehemals Hauptsitz des Deutschordenstaates. Eine Gästeführerin führte uns anschaulich durch das riesige Burggelände, welches nach Zerstörung durch sowjetische Truppen wieder sehr schön aufgebaut wurde.

In Allenstein bezogen wir für vier Nächte unser Hotel. Nachdem wir die Königsberger Klopse verspeist hatten, fielen wir wieder müde ins Bett.
Am dritten Tag war das erste Ziel Dietrichswalde (Gietrzwald). Dies ist der Ort der Marienerscheinungen im Jahre 1877. Eucharistiefeier in der Wallfahrtsbasilika Mariä Geburt. Die große Kirche überragt das kleine Dorf. Nach dem Gottesdienst besuchten wir die Quelle. In einem Restaurant genossen wir die ermländische Küche.
In Buchwalde (Buczyniec) machten wir eine Fahrt mit dem Schiff über die Geneigten Ebenen auf dem Oberlandkanal. Es ist eine hervorragende Ingenieursleistung wenn man nur mit Wasserkraft mit einem Schiff über Land fahren kann. Zurück ging es dann nach Allenstein. Es war spät geworden, aber in unserem Programm war noch ein Spaziergang durch die Altstadt vorgesehen, natürlich auch zum Denkmal von Nikolaus Kopernikus. In kleineren Gruppen wurden Restaurants gesucht. Wir fanden ein uriges tschechisches Lokal und haben gut gegessen. Wenn man schon mal in Polen ist, kann man auch tschechisch essen und tschechisches Bier trinken. Obwohl das polnische Bier schmeckt auch recht gut.

Am vierten Tag haben wir die Wallfahrtskirche Maria, Königin des Friedens und das Kloster in Springborn (Stoczek) besucht. Im Kloster befindet sich eine Zelle, in der der polnische Primas Stefan Kardinal Wyszynski 1953 bis 1954 interniert war. Sie ist im Originalzustand erhalten und zeigt, wie skrupellos die Kommunisten mit Vertretern der Kirche umgegangen sind.
In Heiligelinde (Swieta Lipka) Eucharistiefeier in der Wallfahrtsbasilika Mariä Heimsuchung. Hier traf Pfarrer Scholtz zufällig einen Mitbruder aus der Zeit in Russland. In Konzelebration feierte er die Messe mit dem polnischen Priester. Nach einem kleinen Imbiss verfolgten wir ein kleines Orgelkonzert mit beweglichen Figuren an der Orgel.
Nächstes Ziel war dann die Wolfsschanze in Rastenburg (Ketrzyn). Mit einem Gästeführer, der sich intensiv mit dem ehemaligen Führerhauptquartier beschäftigt hatte, wurde uns die dunkle Geschichte Deutschlands nahe gebracht. Er verstand es mit humorvollen Episoden das Thema aufzulockern. Der Ort des Attentats auf Adolf Hitler ist in einer Ausstellung gut nachgestaltet.
Der Abend klang mit dem Abendessen im Hotel aus. Das Tischgebet haben wir im Kanon gesungen. Eine Gesellschaft am anderen Ende des Raumes wollte uns Konkurrenz machen. Aber ich sage, wir waren unschlagbar.
Am fünften Tag haben wir im Haus Kopernikus die Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit besucht. Der Präsident der Gesellschaft hat uns bei Kaffee und Keksen die Geschichte und die heutigen Tätigkeiten erläutert. Auch der Leiter der Ostpreußischen Landsmannschaft hat über die Aktivitäten berichtet.
Nun ging es ab nach Masuren. In Kleinort ( Pierslawek ) wollten wir das Geburtshaus und Museum des ostpreußischen Schriftstellers Ernst Wiechert besuchen. Es war wegen Renovierung geschlossen. Auf einer Wiese hat uns Pfarrer Schmeicher das Leben des Poeten näher gebracht.

In Krutinnen (Krutyn´) machten wir mit drei Booten eine Stakenfahrt auf der Krutinna. Fast so schön wie im Spreewald. Ein kleiner Markt, einige verfielen in Kaufrausch und der Besuch des Heimatmuseums beendeten den Besuch in diesem kleinen Ort. Auf einem schmalen Feldweg mit dem Bus, das letzte Stück nur rückwärts, ging es nach Eckertsdorf (Wojnowo) zu einem ehemaligen Kloster der Altgläubigen. Die Welt ist ein Dorf, hier trafen wir in einem anderen Bus zwei Gemeindemitglieder aus Bergen.
In Nikolaiken (Mikolajka), ein bekannter Ort in Masuren , machten wir einen Spaziergang zum Essen in einer Gaststätte. Die Saison war hier schon zu Ende. Die Gaststätte hatte extra noch mal aufgemacht. So haben wir es auch wahrgenommen.
Am sechsten Tag sind wir nach Heilsberg (Lidzbark Warminski) gefahren. Ein Gästeführer leitete uns durch den Ort. Da wir zu zeitig waren, konnten wir das ehemalige Bischofsschloss nur von außen anschauen. Über Braunsberg ging es nach Frauenburg (Frombork). In der Kathedrale Mariä Himmelfahrt und St. Andreas feierten wir die Eucharistie und später wieder ein kleines Orgelkonzert. Wer gut zu Fuß war, konnte dann noch den Glockenturm besteigen. Eine herrliche Aussicht über die Stadt und das Frische Haff. Das Bischofspalais, wo Kaller von 1930 bis 1945 lebte, durften wir dann auch noch besuchen. Im Februar 1945 wurde er aufgefordert, dass Ermland zu verlassen.
Ein Spaziergang zum Hafen und ein Blick zum anderen Ufer des Frischen Haffs mit den düsteren Gedanken, wie viele Vertriebene im Winter 1945 im Haff ums Leben gekommen sind.
Nun ging es nach Danzig. Zimmer belegen und am Büfett das Abendessen einnehmen.
Der sechste Tag begann wieder mit dem Frühstück. Wie in den anderen Hotels konnte man über das Angebot nicht meckern. Es gab Unterschiede, aber man ist immer satt geworden.

Mit einem Gästeführer sind wir durch die Altstadt. Die weltgrößte Backsteinkirche, die Marienkirche war auch im Programm. Beeindruckend die riesigen Ausmaße der Kirche mit der Größe, den hohen Gewölben, sowie der astronomischen Uhr aus dem 15. Jahrhundert. Wenn man überlegt, wie stark Danzig zerstört war, kann man nur staunend bewundern, wie polnische Handwerker die Stadt wieder aufgebaut haben. Sie ist einmalig schön. Mit dem Bus ging es dann nach Oliva (Oliwa) zur Besichtigung der Kathedrale. In Oliva fand Kaller im Februar 1945 Zuflucht beim Danziger Bischof Carl Maria Splett. Mit dem Bus ging es dann an der Danziger Werft und dem Denkmal für die gefallenen Werftarbeiter von 1970 vorbei zur Brigittenkirche. Der 11 Meter hohe Bernsteinaltar in Form einer aufstrebenden Lilie erinnert an jene Werfarbeiter, die bei Protesten im Dezember 1970 ums Leben kamen.

Die anschließende Freizeit wurde mit Kaffeehausbesuchen, Spaziergängen, Faulenzen und dem Abendessen genutzt. Eine kleine Gruppe war zum Abendessen im Restaurant „Goldwasser“. Gutes und preisintensives Essen und der Versuchung, wenn man im „Goldwasser“ ist, muss man auch welches trinken. Und damit man nicht humpelt, für jedes Bein einen. Ein Abendspaziergang durch die noch sehr belebte Altstadt beendete den Abend.
Am siebenten Tag ist wieder Kofferpacken. Wir verabschieden Pfarrer Schmeier und danken ihm für seine wunderbare Reisebegleitung mit einem Abschiedslied. Danke, danke und Gottes Segen!
Nun geht es nach Kolberg (Kolobrzeg). Kurz vor dem Hotel muss der Bus stoppen. Ein Unfall auf der Kreuzung. Der polnische Busfahrer flucht auf Deutsch: Sch…! Er hat sich wohl schon sehr an unser Deutsch gewöhnt. Ein sehr netter und freundlicher Busfahrer, der auch die schwersten Hindernisse gemeistert hat. Auch die wunderbar gestalten Kreisverkehre mit dem großen, langen Bus. Danke! Hier war aber Sackgasse und absolut kein Durchkommen. Also, die letzten 400 m zu Fuß zum Hotel.
Nach dem Mittagessen war Freizeit. Nach vielen schönen sonnigen, aber mal kalten Tagen haben wir heute Regen. Einige nutzen die Zeit zu einem Spaziergang zur Seebrücke, zum Leuchtturm und zum Hafen.
Wir sind in einem Kurhotel. Zum Abendessen gibt es nur Tee und Wasser. Auch gesund! Den Abend verbringen einige im Solebad, in der Bar des Kurhotels oder in einer Gaststätte auswärts. Hier soll man Wein getrunken haben, ohne auf den Preis zu schauen. Bei der Rechnung hatten sie dann das Gefühl, das ganze Inventar gekauft zu haben.

Am achten Tag ging es weiter nach Kammin in Pommern (Kamien Pomorski). Eucharistiefeier in polnischer Sprache in der Konkathedrale St. Johannes der Täufer. Die große Kirche war sehr gut besucht. In allen Kirchen, die wir besucht haben, gab es mehrere Gottesdienste, auch an den Werktagen. Und alle Kirchen waren in einem sanierten, sehr schönen Zustand. Ob dies auch für die Dorfkirchen zutrifft, kann ich nicht sagen. Wir haben die bekannten Kirchen besucht.
In Swinemünde haben wir nur eine Ortsdurchfahrt gemacht. Bei Vielen hat das heimische Sofa schon gerufen. Mit Stau an der Zecheriner Brücke sind wir gut in Anklam, Stralsund und Bergen angekommen. Erlebnisreiche Tage mit vielen schönen Eindrücken gingen zur Ende. Wir haben deutsche und polnische Geschichte erfahren und polnische und ermländische Kultur erlebt, sowie Attraktionen, Baukunst, Landschaften und Spuren von Maximilian Kaller erlebt und damit unser Glaubensleben vertieft.
Für das nächste Jahr ist eine Fahrt in die Geburtsregion von Maximilian Kaller geplant. Zu seinem Geburtsort Beuthen, nach Schlesien, Breslau und Krakau. Das Programm steht schon in groben Zügen. Also, packt schon langsam die Koffer. Und dann gehen wir mit folgendem Segen wieder auf Reisen:
Heiliger Raphael mit Tobia,
heiliger Gabriel mit Maria,
heiliger Michael mit dem himmlischen Heer,
sei uns auf der Reise Schutz und Wehr.
Norbert Diener
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