10/11/2025 0 Kommentare
250 Jahre katholische Gemeinde in Stralsund und Vorpommern
250 Jahre katholische Gemeinde in Stralsund und Vorpommern
# Bericht

250 Jahre katholische Gemeinde in Stralsund und Vorpommern
Die „Skyline“ von Stralsund ist geprägt von den beeindruckenden Kirchtürmen vom St. Nikolai, St. Marien und St. Jakobi, nur: keiner davon gehört zu einer katholischen Kirche. Die „Heilige Dreifaltigkeit“ liegt - ein wenig versteckt - am Frankenwall. Während man heute über einen Parkplatz und einen Seiteneingang in die Kirche kommt - man hatte sie im Lauf vom Renovierungen und Umgestaltungen einfach umgedreht - erinnern in der Frankenstraße große weiße Flächen in einer Backsteinwand an den ursprünglichen Eingang zur Kirche.
Weil die „Heilige Dreifaltigkeit“ zudem für große Feierlichkeiten zu klein ist, feiert die heutige Pfarrei St. Bernhard - Stralsund Rügen Demmin ihren 250. Geburtstag in der Kulturkirche St. Jakobi. Dem hohen gotischen Kirchenraum stehen Weihrauch, Messdiener und großer Einzug mit Bischof und Konzelebranten sehr gut, auch wenn St. Jakobi häufiger für kulturelle Veranstaltungen oder Abi-Bälle genutzt wird. Am Morgen nach dem Festgottesdienst firmt Erzbischof Dr. Heiner Koch 22 Jugendliche aus der Pfarrei.

„Ich glaube an die Heilige Kirche“ zitiert Erzbischof Koch das Glaubensbekenntnis, „heilig“ bedeute aber eben nicht, „weil wir großartig sind, sondern weil wir von Gott getragen sind“. Heilig sei Kirche auch nicht im Sinn einer exklusiven Gemeinschaft: „Gott allein ist heilig, wir sind heilig, weil Gott sich mit uns verbündet. Und Kirche ist heilig, wenn sie Verantwortung übernimmt; das Heilige wächst, je mehr wir es teilen. Wir haben eine Verantwortung für diese Gesellschaft, sonst ist Kirche nicht mehr heilig.“
Dr. Alexander Badrow, Oberbürgermeister der Hansestadt Stralsund, zählt auf, wo überall die katholische Pfarrei Verantwortung übernehme, von den Lazarus-Diensten, den Pilgerangeboten oder Friedensgebeten. In 250 Jahren sei aus kleinen und teilweise widrigen Anfängen „ein starker Baum“ geworden. Als Geburtstagsgeschenk versprach er, die Schilder an den Ortseingängen zu überprüfen und zu aktualisieren, die auf die Gottesdienste verweisen, die in der Stadt gefeiert werden.
Mitgefeiert hatte auch Heiko Miraß, Parlamentarischer Staatssekretär für Vorpommern und das östliche Mecklenburg: „Das, was Sie verbindet, ist etwas, das eine Kraft erzeugt, die letzten Endes auch in die Gesellschaft wirkt.“ Miraß zitiert den Physiker Werner Heisenberg: „Der erste Schluck aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch, aber auf dem Grunde des Bechers wartet Gott!" Und ergänzt: „Aus dem gläubigen Staunen erwächst eine Kraft, die hilft, die Gesellschaft zu verändern.“
250 Jahre nach Gründung der ersten katholischen Gemeinde erinnert Propst Dr. Tobias Sarx daran, dass dieses Jubiläum eben auch bedeute, dass es genauso lang in Stralsund keinen katholischen Gottesdienst geben durfte. „Das tut mir leid, dafür bitte ich um Entschuldigung“, bekennt er freimütig und ist dankbar, dass eine lebendige Ökumene belegt, dass diese Zeiten endgültig vorüber seien. „Wir leben in unruhigen Zeiten, was uns verbindet ist der Glaube an Gott, der sich in Jesus Christus offenbart hat. Ich wünsche Ihnen, dass Sie immer neu zu diesem Fundament zurückfinden!“
Am 6. November 1775 hatte der Jesuitenpater Aegidius Dechene durch ein Dekret des schwedischen Königs Gustav III. (1771-1792) die Erlaubnis „zur Seelsorge derjenigen, die sich hier im Lande zur katholischen Kirche bekennen“ und in Stralsund, das damals zu Schweden gehörte, eine katholische Missionsstation zu gründen. Neun Jahre später durfte eine Kirche gebaut werden, die am 5. Juni 1785 durch Pfarrer Martin Efferts mit bischöflicher Vollmacht konsekriert werden konnte.

Mit dem Theaterstück „Das Licht von Stralsund“ dramatisierte die Jugend der Pfarrei die Ereignisse rund um die Gründung der Pfarrei. Und machte deutlich, wie angefochten und auch umstritten sie war. „Ein Christ ohne Liebe ist schlimmer als ein Heide“, kommentiert einer der Militärs, den konfessionellen Streit.
Im Jubiläumsheft wird die dramatische Geschichte nacherzählt der nach Potsdam und Berlin ältesten katholischen Gemeinde im heutigen Erzbistum Berlin, Sankt Bernhard ist nach Abschluss des Prozesses „Wo Glauben Raum gewinnt“ eine der flächenmäßig größten Pfarreien in ganz Deutschland.
Pfarrer Johannes Schaan blickt dankbar zurück und „getrost“ in die Zukunft, wenn er die historische Zusammenstellung so zusammenfasst: „ Mir sagt sie zumindest eines: Gott ist treu und er steht zu uns, (…) er führt uns und geht mit uns, egal, was kommen mag.“
Stefan Förner
Pressesprecher des Erzbistums Berlin
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