Ein Parlamentär der Stadt Stralsund

Friedrich Radek

Nach der Befreiung Stralsund am 1. Mai 1945 wollte die Rote Armee die Wehrmacht und SS auf Rügen zur baldigen Kapitulation veranlassen. Auf Vorschlag von General Iwan Iwanowitsch Fedjuninski wurde eine Gruppe zusammengestellt, die dem Kommandanten der Insel Rügen die Kapitulationsbedingungen überbringen sollte. Unter Einsatz seines Lebens ruderten Pfarrer Friedrich Radek, seine Schwägerin Dorothea und der Bootsführer Gerd Beug auf die Insel Rügen. Pfarrer Radek erwirkte die Unterschrift. Stralsund – überfüllt mit Flüchtlingen – wurde dadurch vor der Zerstörung bewahrt.

Radek gerade wurde von der DDR-Regierung geehrt und erhielt den Vaterländischen Verdienstorden in Silber im Jahre 1955. 1958 gab er ihn aus Protest wieder zurück, weil im Zuge einer verleumderischen Kampagne auf staatliche Anordnung das katholische Waisenhaus geschlossen werden musste. Als er am 17. Juli 1964 starb, begleiteten seine Gemeinde und seine geistlichen Brüder ihn in einem langen Trauerzug zur letzten Ruhestätte auf dem Friedhof am Frankendamm. Zu seiner Ehre trägt das Stralsunder Pfarrhaus seinen Namen.

Walter Scholz